Die Boèhütte liegt nordwestlich des Piz Boè im Zentrum der Sella
Inmitten der Mondlandschaft der Sellagruppe thront auf einer Hochebene die Boèhütte (italienisch Rifugio Boè). Die weite Ebene markiert den Sattel zwischen dem Mittagstal im Nordosten und dem Val Lasties im Südwesten. Ursprünglich Ende des 19. Jahrhunderts vom Deutsch-Österreichischen Alpenverein als Bamberger Hütte erbaut, erhielt sie nach dem Ersten Weltkrieg ihren heutigen Namen. In den Jahren 2018 bis 2020 wurde die Hütte aufwendig erweitert. Ein alter Anbau musste einem Neubau weichen. Dieser beherbergt nun das Restaurant, Schlaflager und moderne Sanitäranlagen. Insgesamt finden heute 76 Übernachtungsgäste Platz in der Boèhütte.
Durch ihre Nähe zur Seilbahn, die Besucher vom Pordoijoch zum Sass Pordoi (2950 m) hinauf bringt, herrscht auf der Hütte an schönen Sommertagen tagsüber einiges an Betrieb. Auf einen 10-minütigen Abstieg von der Bergstation am Sass Pordoi zur Pordoischarte folgt ein etwa 1-stündiger Übergang zur Boèhütte. Wer auf diese Aufstiegshilfe verzichtet und vom Pordoijoch zu Fuß Richtung Hütte startet, der muss mit einer Gehzeit von insgesamt 2 ¾ Stunden rechnen.
Von Norden benötigt man vom Grödner Joch über die Pisciadùhütte (2585 m) 3 ½ Stunden zum Rifugio Boè. Auf dem Normalweg gelangt man durch das Val Setus, ein ausgedehntes Schuttkar, hinauf zur Pisciadùhütte. Die ebenfalls frequentierte Route ist Drahtseilen gesichert und wartet im oberen Teil mit kurzen Kletterstellen auf. Nach dem 1 ½-stündigen Anstieg zur Pisciadùhütte dauert der Weiterweg zur Boèhütte etwa 2 Stunden.
Weitere Anstiegswege führen durch das Mittagstal über die Pisciadùhütte und durch das Val Lasties herauf. Auch am anspruchsvollen Zustieg aus dem Mittagstal durch das Val dei Bosli zur Pisciadùhütte warten drahtseilgesicherte Klettereien. Ab Kolfuschg muss man bei dieser Variante mit insgesamt 4 Stunden Gehzeit rechnen. Vom Pian Schiavaneis, das zwischen dem Sellajoch und dem Pordoijoch liegt, benötigt man durch das Val Lasties etwa 3 ¼ Stunden.
Der Piz Boè (3152 m), der höchste Berg der Sellagruppe, ist von der Hütte innerhalb von 1 Stunde zu erreichen. Schlüsselstelle des Anstiegs ist ein kurzer Klettersteig, über den man aus einem schluchtartigen Einschnitt eine Schulter erklimmt. Der weitere Anstieg über die Forces dai Ciamorces ist unschwierig, dank des schottrigen Terrains aber mühsam. Direkt am Gipfel des Piz Boè liegt das kleine Schutzhaus Rifugio Capanna Piz Fassa. Von dort oben lässt sich ein wunderbarer Panoramablick über die Dolomiten genießen.
Karte:
Wie komme ich hin?
Mit dem Auto: Über die Autobahn München - Innsbruck - Brenner zur Ausfahrt Klausen. Nach der Ausfahrt am Kreisverkehr geradeaus ins Grödner Tal und über St. Ulrich und Wolkenstein über das Sellajoch fahren. Am folgenden Abzweig links abbiegen und empor zum Pordoijoch. Dort rechts am großen gebührenpflichtigen Parkplatz das Auto abstellen.
Mit Bahn & Bus: Mit der Bahn über Franzenfeste nach St. Lorenzen (Fahrplan und Buchung). Von St. Lorenzen mit der Bus-Linie 460 zur Haltestelle Corvara, Busbahnhof und von dort weiter mit der Bus-Linie 472 zum Pordoijoch (zur Fahrplanauskunft).
Koordinaten des Startpunkts:
46.48781894, 11.81084991
Die Wanderung zur Boèhütte:
Vom Pordoijoch - 2 ¾ Stunden, 650 Höhenmeter:
Am Pordoijoch (2239 m) gehen wir vom Parkplatz mit Blick auf den Sellastock über die Straße zum Fausto-Coppi-Denkmal. Rechts davon steigen wir über eine Holztreppe aufwärts und gewinnen am Wiesenhang in Kehren die ersten Höhenmeter. An einem Aufschwung queren wir links einer grasigen Anhöhe vorbei. Dann führt uns der Weg in einem Linksbogen zum weitläufigen Schuttkar, das sich von der Pordoischarte herunter zieht. Nun wendet sich die Route wieder nach Norden und in vielen, zum Ende hin engen und steilen Kehren steigen wir zur Pordoischarte, an der auch das Rifugio Forcella Pordoi (2848 m) liegt, hinauf. Hier mündet auch der Abstiegsweg von der Seilbahn-Bergstation am Sass Pordoi ein.
An der Pordoischarte wenden wir uns nach Osten und passieren mit Blick zum Biz Boè ein Marterl. In einigem Auf und Ab queren wir die Nordseite des Sass di Forcia und gelangen nach dem Quergang zu einer Weggabelung. Hier schlagen wir den linken, unteren Weg zum Rifugio Boè ein. Entlang einer Drahsteilsicherung queren wir einen abschüssigen Hang. Dann erklimmen wir ein Hochplateau, auf dem sich ein kleiner Bergsee befindet. Die Westseite des Piz Boè passierend erreichen wir einen riesigen Steinmann mit einem Fenster. Unter uns erblicken wir bereits die Boèhütte (2873 m), zu der wir über das schottrige Gelände hinab wandern.
Hütteninfos
Öffnungszeiten:
Geöffnet von Mitte Juni bis Anfang Oktober.
Schlafplätze: 76
Telefon:
+39 0471/1930340
Internet:
rifugioboe.it
Inhaber:
SAT (Società degli Alpinisti Tridentini)
Nachbarhütten
Rifugio Forcella Pordoi - 2848 m → 45 Minuten
Rifugio Capanna Piz Fassa - 3152 m → 1 Stunde
Rifugio Pisciadù - 2585 m → 1 ½ Stunden
Franz-Kostner-Hütte - 2536 m → 2 ½ Stunden
Touren, die an der Boèhütte vorbei führen:
Piz Boè (3152 m) vom Pordoijoch
Dolomiten